Hausgeburt. Ein Begriff, der einem so geläufig ist, so alt ist, so schnell über die
Lippen geht und doch für alle jene verborgen bleibt, die nicht zu Hause geboren
haben. Bis vor etwa 100 Jahren war es noch die häufigste Art ein Kind zu
bekommen, wenn das Neugeborene nicht bereits beim Rüben pflücken auf das Feld
purzelte.
Zuhause. Ein Begriff, der viel mehr als einen Ort beschreibt. „Home is where your
heart is“ heißt es oft so schnulzig und doch so richtig. Ich gebäre dort, wo ich mich
zu Hause fühle. Oft sind es die eigenen vier Wände, wo man Ruhe findet. Wo die
Musik läuft, die man gerne hört. Wo die Menschen um einen herum sind und
sprechen, die man gerne um sich hat. Wo der Geruch, die Akustik, das Knarzen des
Holzbodens und der Schleudergang der Waschmaschine vertraut sind. Dort gebäre
ich. Dort bin ich in meiner Mitte. Dort bin ich, Ich.
Krankenhaus. Wieder ein Begriff mit Haus, allerdings mit dem Präfix „Krank“. Ein
wichtiger, ja lebensrettender Ort, der für Notsituationen geschaffen wurde, an dem
ich die Kontrolle bewusst abgebe, weil ich Hilfe brauche, weil ich so krank bin, dass
ich mir selbst nicht mehr helfen kann. Situationen, wo der menschliche Körper an
seine Grenzen zum Jenseits stößt.
Geburt ist so eine Grenzerfahrung. Der menschliche Körper kommt an seine
Grenzen, sowohl psychisch, als auch physisch. Aber ich bin nicht krank. Die
Kontrolle über meinen Körper, das Selbstbewusstsein, ja Urvertrauen in mich
selbst, eine Geburt meistern zu können (schließlich wurden wir auch so geboren,
und unsere Mütter davor, und so weiter), gibt mir die notwendige Kraft, zu gebären.
Und doch finden weit über 90% aller Geburten in Österreich an eben diesem Ort
statt. Woher kommt der Wandel von der Hausgeburt zur Kranken-Hausgeburt?
Ein bedeutender Faktor ist Sicherheit. Die lebensbejahende Art des Menschen ist so
veranlagt, ein möglichst kleines Risiko einzugehen und zwar so sehr, dass er das
(Ur-)Vertrauen in sich selbst dabei verlieren kann. Dieses Urvertrauen hat er selbst
auch nur in jungen Jahren (meist durch die eigenen Eltern) bekommen können, wo
sich die Katze in den Schwanz beißt. Ist das nicht gegeben, geben wir lieber die
Kontrolle in die Hände von „Experten“, wo wir Frauen doch wohl Expertinnen auf
dem Gebiet der Geburt sein sollten.
Nach vielen Jahren in unterschiedlichsten Kreissälen an unterschiedlichsten Orten
der Welt mit vielen unterschiedlichen Menschen möchte ich endlich diese Mantras
über die ‘sichere Geburt’ aus dem Weg schaffen, wie ich sie wieder und wieder zu
hören bekomme, sowohl von Leuten vom Fach als auch von Laien oder
Hobby-Risk-Manager.
Sicherheit ist ein Faktor in uns drinnen - er hat mit Bindung und eben diesem
Vertrauen zu tun und kann beeinflusst werden, wenn man das Wohlfühlen fördert -
dies wird schon bei der Planung einer Hausgeburt mit der Hebamme und den
werdenden Eltern betrieben. Schwangerschaft & Geburt, sowie die Zeit danach als
ausgeklügelten natürlichen Vorgang zu betrachten, minimiert das Risiko nochmal
mehr. Und will man auf der ganz sicheren Seite sein, lässt man einfach das
ungeborene Kind entscheiden, wann es zur Welt kommen will - that’s it! Ihr seht,
Vertrauen spielt eine enorme Rolle von Anfang an.
Die Hausgeburt erlebt trotz kleiner Bubble gerade eine Renaissance. Diese Frauen
haben erkannt, dass Geburt nicht zwingend in der Institution Krankenhaus
stattfinden muss, nur weil es so gut wie Jede ganz selbstverständlich macht - weil
es immer schon so war. Defacto war es nämlich gar nicht immer schon so, wie
eingangs berichtet. Für einen Großteil der Frauen ist die Vorstellung dabei in Ruhe
gelassen zu werden alleine schon ausreichend, um sich für die eigene Hausgeburt
zu interessieren. Da haben wir’s wieder, das Vertrauen in sich selbst. Wenn ich nur
meine Ruhe habe und nicht gestört werde, schaffe ich das.
Man muss sich nur einmal vorstellen, dass Selbstbestimmung ein Grundrecht ist -
vor allem wenn es den eigenen Körper betrifft und dann spinnen wir den Gedanken
weiter und stellen uns vor, dass sowohl der Zeitpunkt, als auch das Tempo, die
Bewegungen und Positionen während einer großen Anstrengung von uns selbst
bestimmt werden dürfen - herrlich fühlt sich diese Vorstellung an.
Ich kann kaum ein Argument finden, welches eine Klinikgeburt, bei der gesunden
schwangeren Frau aussticht gegenüber der Hausgeburt. Doch vielleicht das
Massivste: fehlende Aufklärung.
Denn keine Hausgeburt beginnt mit endlosen Überwachungsmethoden am CTG,
Einleitungs-Medikationen, Bewertung der Wehenleistung durch gefühlt 20 verschiedene Experten oder endet in einer wenig entspannten Situation, in welcher die frischgebackene Mutter zumindest einen Arzt auf ihrem Bauch kniend und eine Hebamme anfeuernd zwischen ihren Beinen erlebt hat. Happens every day...
Die Klinik-Geburt läuft freilich auch fein, wenn die Frau eine motivierte und
engagierte Hebamme inklusive gleich motivierten und engagierten Ärzten im Dienst
erwischt.
Liebe Menschen, die sich glücklich schätzen können entscheiden zu dürfen, WIE sie
ihr Kind auf die Welt begleiten und WER dabei sein darf - nehmt eure
Selbstbestimmung ernst und vorher in Angriff, denn Geburt überrascht uns gerne
und dann ist es ein Traum, wenn Vieles selbstbestimmt sein darf!
Ihr könnt mich gerne als freipraktizierende Hebamme kennenlernen.
Ich biete jegliche Geburtsvorbereitung, Schwangerschafts Vorsorge, Beratungen,
Hausgeburtsbegleitung, Nachbetreuung und diverse Kurse an - fühlt Euch
willkommen meine Homepage zu besuchen:
oder eine mail zu schreiben an
connchen6@gmx.at
Autorin:
Conny Ablasser, freipraktizierende Hebamme
Quellenangaben:
Artikel ‘Geburt - Heute und Früher’,
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