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Das Wochenbett, die Babyflitterwochen, die goldenen 40 Tage: Die erste Zeit nach der Geburt eines Babys hat mehrere Namen und für diese Zeit gibt es auch in vielen Ländern bestimmte Traditionen, um diese Zeit zu ehren. Ist es bei uns auch eine Zeit, die von der Gemeinschaft gefeiert und unterstützt wird?



Das Wochenbett realistisch betrachtet


Während in der Schwangerschaft das Wohlbefinden und die Gesundheit von Mutter und Baby gleichermaßen im Vordergrund stehen, verschiebt sich der Fokus nach der Geburt eher auf das Neugeborene. Die Frau, die als Schwangere mit ihrem Baby nach außen eine Einheit gebildet hat, wird in unserer Kultur nach der Geburt viel zu wenig beachtet. Besucher möchten das Baby sehen und halten, doch wer hält die Mutter?


Den Eindruck, den man in den Medien von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett bekommt, ist meist realitätsfremd und setzt so manche frischgebackene Mutter unter Druck. Die Erwartungshaltung, man müsste in den Wochen total glücklich und gutaussehend sein, weil man ja endlich das eigene Baby in den Armen halten kann, fühlt sich für einige, die sich in dem Moment ganz und gar nicht so fühlen, wie eine zusätzliche Last an. In Kombination mit einer fehlenden Unterstützung durch die Gemeinschaft, Einsamkeit, extreme Müdigkeit, Überanstrengung, Scham und Traumata, Sorgen rund um das Stillen und Unterversorgung mit Nährstoffen bereiten wir den perfekten Nährboden für Wochenbettdepressionen.


Hier und heute gibt es keine Wochenbettkultur, keine Traditionen, die uns und unserem Umfeld einen Rahmen, eine Anleitung geben. Die Angebote rund um die Geburtsvorbereitung sind vielfältig, doch gehen die meisten davon nicht über die Geburt hinaus oder befassen sich nur mit Neugeborenenpflege und -ernährung. Was dadurch in den Hintergrund gedrängt wird, ist die Planung des Wochenbettes und eine Aufklärung der Frauen, was sie – ihren Körper, Geist und Seele - erwartet, wenn sie geboren haben. Es ist also nicht verwunderlich, dass Frauen sich immer weniger zugestehen können, wirklich ein paar Wochen wenig, bis nichts zu tun, oder ihren Gefühlen Ausdruck zu geben. Wenn dann noch alle möglichen Leute mit guten Ratschlägen oder aufdringlichen Besuchen aufkreuzen, kommt die Frau vielleicht noch weiter von ihrer Intuition, die für sie und ihr Baby essentiell ist, ab.

Es macht daher wirklich Sinn, dem Wochenbett genauso viel Aufmerksamkeit zu geben, wie der Schwangerschaft oder der Geburt.


Das Potential der ersten Wochen


Der Übergang in die Mutterschaft ist ein tiefgreifender Wandel in Körper, Geist und Seele und verdient Respekt. Die Wochenbettzeit wird in einigen Kulturen das „heilige Fenster“ genannt um der Mutter den Raum für Ruhe und Regeneration zu schaffen.

Das Wochenbett sollte eine Zeit sein, in der die Frau die eigenen Energiereserven auffüllen und eine solide Basis für die Anforderungen des Lebens als Mutter legen kann. Es ist eine Einladung des Lebens sich neu zu entdecken, neu zu erfinden. Die neugeborene Mama will eine wirklich großartige Mutter sein und das beinhaltet nicht unbedingt die gleichen Fähigkeiten, die sie bisher hatte.


Mutterschaft eröffnet neue Wege um die eigene Weiblichkeit (wieder) zu entdecken. Unsere Generation wuchs mit dem Gedanken der Geschlechtergleichheit auf. Wenn es jedoch um die frühe Elternschaft geht, besteht definitiv ein Rollenunterschied zwischen Mutter und Vater. Wie das Eintauchen in die Weiblichkeit wahrgenommen wird, ist individuell unterschiedlich. Gibt man sich jedoch diesen neuen Möglichkeiten und ureigenen Qualitäten hin, eröffnet man sich neue Räume für Wachstum.


Eine Frau, die in den ersten Wochen nach der Geburt Raum und Zeit für Heilung, Erholung und Integration bekommen hat, geht gestärkt und selbstsicher in die weitere Mutterschaft. Davon profitierten auch das Baby und das Umfeld.


Wochenbettplanung


Wie kann man diese Wochen nach der Geburt also für sich nutzen und genießen? Indem man sich im Vorfeld schon zu einigen Themen Gedanken macht und sich ein Nest für sich selbst und nicht nur für das Baby baut. Im Wochenbett hat das Hirn kaum Kapazität, sich Informationen einzutrichtern oder manchmal ist es sogar nicht einmal möglich, sich eine Putzfrau oder eine Stillberaterin zu suchen. In der Schwangerschaft ist noch – wenn auch nicht mehr ganz so viel – Kapazität dafür da.


Der wichtigste Punkt bei der Wochenbettplanung ist, sich seinen individuellen Unterstützerkreis aufzubauen, um der Mutter bzw. den Eltern zu helfen. Somit sorgt man genauso bewusst für die Grundlagen einer gesunden und glücklichen Zeit nach der Geburt. Zusätzlich ist es hilfreich, sich über die passende Ernährung und Versorgung mit Essen, über die eigene Partnerschaft und Möglichkeiten der Selbstfürsorge Gedanken zu machen.


Grundlegende Tipps für das Wochenbett:

  • Hole dir all die Hilfe, die du brauchst.

  • Erlaube dir, alle Gefühle zuzulassen.

  • Sei gut zu dir und deinem Körper und gib dir Zeit.

  • Besinne dich bei großen Herausforderungen auf die Basics: schlafen, essen, Baby füttern und kuscheln

  • Du bist genau die richtige Mutter für dein Baby und du darfst deinen Weg gehen.


Für die Wochenbett-Vorbereitung in den verschiedenen Bereichen (soziales Netz, Ernährung, Erholung, Partnerschaft, Selbstfürsorge) gibt es regelmäßig Workshops von Irmgard Poisel. Details und Termine unter www.meinwohlsein.at/termine




Autorin:

Irmgard Poisel, Geburts- und Wochenbettdoula, Kursleiterin für prä- und postnatale Fitness & Beckenboden, Sexualpädagogin i.A.




Quellenangaben:

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